Obwohl eSport im Westen von vielen noch als Hobby abgetan wird, wächst das Interesse des Publikums derzeit spürbar. In Frankreich wurde E-Sport bereits gesetzlich als Sport anerkannt, in Deutschland gibt es noch Widerstand seitens des Deutschen Olympischen Sportbundes, der zu entscheiden hat, was als Sport gilt und was nicht. Jedoch fordern auch im deutschsprachigen Raum immer mehr Menschen eine Anerkennung als Sport, und dies aus guten Gründen. Immerhin durften wir vor nicht allzu langer Zeit das Finale der EU LCS live im deutschen Free TV bewundern.

Doch nicht nur für die Zuseher gewinnt E-Sport an Bedeutung. Durch immer höhere Preisgelder wird vor allem die Beteiligung an Clubs und Spielern interessant. In League of Legends setzte der deutsche Fußballverein FC Schalke 04 einen mutigen Schritt und kaufte das damalige LCS-Team Elements. Leider reichte dies nicht für den Klassenerhalt, doch der Kultklub wird auch in der Challenger Series als Investor erhalten bleiben. Doch wird Schalke ein Einzelfall bleiben oder haben sie mit ihrem Einstieg einen Trend gesetzt?

Deutsche Bundesliga beschäftigt sich mit eSport

Nicht nur Schalke hat mit dem Erwerb eines League of Legends Teams ihr Interesse an der Welt der Videospiele gezeigt, auch der Vfl Wolfsburg beschäftigt seit einiger Zeit EA-FIFA-Soccer Profis. Nach Benedikt ‚SaLz0r‘ Saltzer und David ‚DaveBtw‘ Bytheway sicherten sich die Wölfe auch die Dienste von Timo ‚TimoX‘ Siep genau rechtzeitig zum Release von EA-FIFA 17. Eine Erweiterung des Engagements auf andere Videospiele schließt der Vfl aber aus, da der Bezug zum Fußball bestehen bleiben solle. Während Schalke dies weniger kritisch sieht, gibt es jedoch auch Bundesligisten, für die ein Einstieg in den E-Sport gänzlich ausscheidet, teils mangels Kapazitäten (z.B. Darmstadt 98, RB Leipzig, …), teils aus ideologischen Gründen. Für Borussia Dortmund etwa gibt es keinen Zusammenhang zwischen Fußball und eSport, der SC Freiburg sieht einen Widerspruch zu ihrem Programm zur Bewegungsförderung von Kindern und Stimmen des TSG Hoffenheim 1899 sprechen gar davon, sich nicht an potentieller emotionaler Abstumpfung und Förderung von Aggressivität durch Ego-Shooter-Spiele beteiligen zu wollen.

Der Einstieg in Videospiele wie Counterstrike CS:GO kommt auch für andere Clubs nicht infrage, zum Beispiel für Borussia Mönchengladbach. Seitens der Borussia zeigte man sich jedoch sehr interessiert an FIFA, League of Legends und Overwatch. Jedoch gibt es von ihnen wie auch von anderen Vereinen wie dem 1. FC Köln, Bayern München, Bayer Leverkusen etc. ein eindeutiges Statement: Man wolle die Videospiel-Szene noch analysieren, beobachten, diskutieren und zu gegebenem Zeitpunkt auf oberster Ebene eine Entscheidung treffen, ob, wann und wie sich ein Einstieg in den E-Sport lohnt. Vermutlich bedeutet das, dass man noch abwarten will, welche wirtschaftlichen Folgen sich für Schalke und Wolfsburg ergeben.

Was gab es in letzter Zeit für Neueinstiege?

Ein spannendes Thema ist die Anfang Oktober von dem Fußballklub Paris Saint-Germain bekanntgegebene Kooperation mit dem Medienkonglomerat (und Besitzer der E-Sport Organisation Millenium) Webedia. Durch diese neue Partnerschaft soll für die Pariser ein Einstieg in den E-Sport vorbereitet werden, wobei Ende Oktober bekanntgegeben wird, welche Spiele und Spieler sie unterstützen wollen. Grundsätzlich stehen ihnen durch die Organisation Millenium aber alle Möglichkeiten offen, von Starcraft II bis FIFA.

Viele andere europäische Vereine haben längst eigene FIFA-Profis verpflichtet, darunter unter anderem Manchester City, Ajax Amsterdam und Sporting Lissabon. Auch andere Spiele als FIFA und League of Legends sind vertreten, so hat der spanische Klub FC Valencia Hearthstone- und Rocket-League-Spieler unter Vertrag. Als erster schweizerischer Verein im E-Sport hat der Drittligist FC United Zürich Ende September die zwei FIFA-Spieler Bruno ‚Brunisco‘ Bardelas und Sven ‚HumGun‘ Humbel verpflichtet.

In Nordamerika ist es vor allem die Basketballliga (NBA) die durch ihr Mitmischen im E-Sport auf sich aufmerksam machen. Stephan Kaplan, Mitbesitzer der Memphis Grizzlies, hat sich bespielsweise beim LCS-Teilnehmer The Immortals in den Vorstand gekauft. Die Philadelphia 76ers haben ebenso wie Schalke ein eigenes eSport Team geplant. Dafür haben die US-Amerikaner die beiden bestehenden Organisationen Team Dignitas und Apex Gaming gekauft, wobei der Name Team Dignitas beibehalten werden soll und man mitspielen wird in League of Legends, Overwatch, CS:GO, Heroes of the Storm und Smite.

Wie wird es weitergehen?

Trotz der großen Reichweite sind die Strukturen des E-Sports noch mangelhaft entwickelt. Fast der ganze europäische Kontinent (Ausnahmen: Türkei, Russland, … welche im Fußball zu Europa gezählt werden) besitzt eine gemeinsame Profiliga mit 10 Teams. Im Fußball beispielsweise zählt alleine die erste deutsche Liga 20 Vereine. Eine Beteiligung der Bundesligaklubs an FIFA-Spielern ist zwar ein guter Schritt, jedoch ist die Fußballsimulation kein Publikumsmagnet und bei weitem nicht so ertragreich wie LoL oder DotA 2. Als einziges Argument gilt der Bezug zum Thema Fußball, was auch von weniger E-Sport-begeisterten Fans besser aufgenommen wird. Schalke setzte meiner Meinung nach einen guten Schritt in die Entwicklung der LoL-Organisationen. Durch Einrichtung einer E-Sport Abteilung wollen sie, ähnlich wie beim Fußball, Talente aufnehmen und ausbilden können. Um die Jugendarbeit und die finanziellen Aspekte zu erleichtern wäre seitens der nationalen Behörden aber eine längst überfällige Anerkennung von eSport als Sport notwendig. Erst dann kann eine vielseitige und weitreichende Profilandschaft in der Welt der Videospiele erreicht werden.

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